Bischöfe: Jetzt jeden einzelnen Fall prüfen
Aus Sicht der Deutschen Bischofskonferenz ergeben sich aus dem Papst-Schreiben weitreichende Konsequenzen: Seelsorger müssten nun „in jedem einzelnen Fall die besondere Lebenssituation“ wiederverheirateter Geschiedener betrachten und könnten dann über eine Zulassung zur Kommunion entscheiden.
„Nur im Blick auf die jeweilige Lebensgeschichte und Realität lässt sich gemeinsam mit den betroffenen Personen klären, ob und wie in ihrer Situation Schuld vorliegt, die einem Empfang der Eucharistie entgegensteht“, teilt die Bischofskonferenz mit.
Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) sieht eine Chance auf Annäherung zwischen Gläubigen und Kirche.
Bamberger Erzbischof: Papst erweist sich als Realist
Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick erklärt: „Der Papst erweist sich auch in ,Amoris Laetitia‘ als Realist.“ Franziskus fordere dazu auf, Ehe und Familie den nötigen Halt zu geben.
Wir sind Kirche sieht Epochenwandel
Die Reformbewegung „Wir sind Kirche“ sieht in dem päpstlichen Schreiben „Amoris Laetitia“ eine neue Weichenstellung für die katholische Kirche. „Das ist wirklich ein Epochenwandel“, sagte der Sprecher von „Wir sind Kirche“, Christian Weisner, der Deutschen Presse-Agentur in München.
Weisner: „Man muss nicht mehr nach Rom schauen und warten, was erlaubt und was verboten ist.“ Der Papst zeige damit, dass die Kirche auf die Menschen zugeht und nicht nur Verbotsschilder aufstellt. „Es ist sehr gut, dass in der Frage des Kommunionempfangs die Ampel auf Grün oder zumindest auf Gelb geschaltet wurde“, sagte Weisner.
Nun seien die deutschen Bischöfe gefragt, „damit es in Deutschland der Situation angepasste Regelungen gibt und die Menschen nicht allein auf ihren Ortspfarrer angewiesen sind und sich ihre Kommunion in der Nachbargemeinde erschleichen müssen“.
"Enttäuscht werden die homosexuellen Menschen sein"
Homosexuelle Menschen könnten vom Schreiben des Papstes aber mehr erwartet haben, sagte Weisner. „Am ehesten enttäuscht werden die homosexuellen Menschen sein, weil sie nur in indirekter Weise erwähnt werden und homosexuelle Lebensgemeinschaften leider nicht anerkannt sind.“
Mit dem Lehrschreiben fasst der Papst die Ergebnisse der beiden Bischofstreffen aus den vergangenen Jahren mit seinen eigenen Schlussfolgerungen zusammen. Mit Material von dpa